Videokassetten digitalisieren
Urlaube, Hochzeiten, Geburtstage, Ausflüge, Events – ambitionierte Videofilmer gab es schon immer. Mit dem Camcorder bewaffnet ging es los, ein Auge immer am Sucher der Kamera. Wird die 60-Minuten-Kassette wohl reichen? Und der Akku?
- Alte Videokassetten digitalisieren
- VHS, VHS-C, Video-8, Hi8
- Alte Filme schneiden und restaurieren
VHS, Video-8, Hi-8, DV... Videosysteme von Damals
Drei mehr oder weniger verschiedene System gab es in der analogen Videowelt für den Videoenthusiasten. VHS kennt noch jeder, die aus heutiger Sicht irre großen Kassetten für den heimischen Videorekorder ermöglichten den Kauf oder Verleih von Filmen.
Die großen Kassetten waren allerdings für einen möglichst handlich zu bauenden Camcorder nur bedingt geeignet. Darum wurde ein mobiles Format ersonnen: VHS-C. Die kleinen Kassetten machten eine Nutzung des Formats im Camcorder möglich und konnten mit einem Adapter auch in Videorekordern abgespielt werden.
Weitaus beliebter beim selber filmen war allerdings Video-8, dem später noch die qualitativ etwas bessere Variante Hi-8 folgen sollte. Camcorder mit Hi-8 konnten auch Video-8-Kassetten beschreiben, allerdings nicht umgekehrt.
Später wurde es dann auch digital mit DV-Kassetten. Diese speicherten zwar digital, waren aber immer noch Kassetten mit einem Band. Dafür war die Auflösung des Bildes deutlich besser.
VHS-C Kassetten konnten maximal 60 Minuten Film aufnehmen, Video-8 und Hi-8 sogar bis 90 Minuten – und so sammelte sich auf unzähligen Kassetten unwahrscheinlich viel Bildmaterial an.
Möglichkeiten diese Filme zu schneiden gab es auch schon in den 90’er Jahren – allerdings waren diese Systeme für den Privatanwender meist schlicht zu teuer.
Der manuelle Schnitt am Videorekorder war sehr zeitaufwändig und fehleranfällig. Heute ist das anders – warum also nicht mal die alten Filme aus dem Karton vom Dachboden holen, die Videos digitalisieren und schneiden?
Welche Hardware zum Video digitalisieren benötigt wird
Nicht vergessen: Wir haben nur analoge Kassetten. Diese müssen zunächst einmal digitalisiert werden, um überhaupt damit am Computer etwas anfangen zu können.
Vor dem Verkabeln sollte also die Frage gestellt werden: Existiert überhaupt noch ein Abspielgerät bzw. funktioniert der alte Camcorder noch?
USB-Videograbber
Dann ist die nächste Hürde das Anschließen an den PC. Früher gab es Videokarten, mit denen sich der PC um entsprechende Anschlüsse (Cinch) erweitern ließ.
Diese sind allerdings weitgehend vom Markt verschwunden und wurden durch externe Geräte ersetzt, die per USB an den Rechner angeschlossen werden.
Diese Geräte empfangen das analoge Videosignal vom Camcorder bzw. Videorekorder und digitalisieren es als Videodatei auf die Festplatte des Computers. Die dabei herauskommende Qualität ist aber einerseits abhängig vom Zuspieler und dem Zustand der Kassette an sich.
In Zeiten von Full-HD-Video und knackscharfen Bildern müssen die eigenen Ansprüche hier ein wenig zurückgenommen werden 😉.
Ein Programm zum Videoschnitt
Natürlich ließen sich die alten Videokassetten am Stück speichern und verwenden, aber wenn man sowieso schon beim Digitalisieren ist, kann man die alten Filme endlich auch mit etwas Schnitt in eine ansehnliche Form bringen.
Dazu wird eine Software für den Videoschnitt benötigt. Das bekannte Video deLuxe von Magix ist recht Einsteigerfreundlich und bietet direkt in der Software auch die Möglichkeit, die vom USB-Videograbber kommenden Aufnahmen direkt abzuspeichern. Damit schlägt man also zwei Fliegen mit einer Klappe. Wie das funktioniert, wird weiter unten erklärt.
Als Videodatei oder als DVD?
Was soll später mit dem digitalisierten Video passieren? Soll es als reine Videodatei archiviert werden oder doch abspielbereit als DVD im Regal stehen?
Beides ist möglich, mit Video deLuxe lassen sich auch DVDs mit Menüs erstellen und brennen. Sogar Sprungmarken lassen sich einbauen, um das Video in verschiedene Kapitel unterteilen zu können.
Welches Ausgabeformat auch immer gewählt wird, eine zusätzliche Sicherung der Datei bzw. DVD (z.B. als Image-Datei) sollte auf jeden Fall vorgenommen werden. Zur Not lässt sich das Video auch auf YouTube speichern. Damit nicht jeder das Familienvideo sehen kann, lassen sich die Filme dort auch auf „Privat“ stellen und sind so für andere nicht zu finden.
Der Zeitaufwand
Das Überspielen des Filmes auf den Computer dauert so lange wie der Film läuft. Hier lässt sich nichts beschleunigen. Auch die anschließende Bearbeitung erfordert Zeit zum Einarbeiten.
Anschließen des Camcorders
Je nach Alter und Modell des Camcorders gibt es verschiedene Kabel zum Anschließen. Cinch-Stecker waren auch damals schon weit verbreitet und so haben Camcorder mindestens zwei, besser jedoch drei Cinch-Ausgänge. Einer für das Videosignal (in der Regel gelb markiert) und zwei für den Stereoton (Rot und Weiß). Existiert nur ein Ausgang für das Audiosignal, konnte der Camcorder wohl nur Ton in Mono aufnehmen.
Modernere Geräte mussten die Anzahl der Anschlüsse durch die schrumpfende Größe ein wenig reduzieren. Alle Signale wurden dann über einen speziellen Klinkenanschluss am Camcorder ausgegeben. Aber auch dieses Kabel hatte am Ende wieder drei Cinch-Stecker für den Anschluss an den TV oder den Videorekorder. Das Verbinden ist also denkbar einfach: Die farblich passenden Stecker in den Camcorder und den USB-Digitalisierer anschließen.
Kommt da ein Signal?
Wird der USB-Videograbber an den PC angeschlossen, muss in der Regel keine weitere Software installiert werden. Windows erkennt das Gerät selbst und es lässt sich in den Aufnahmeoptionen von Video deLuxe als Videoquelle auswählen.
Vor dem Start der Aufnahme muss natürlich getestet werden, ob überhaupt ein Signal im Computer ankommt. Dazu einfach die Kassette in das Abspielgerät einlegen und den Abspielvorgang starten. Dann den roten Aufnahmeknopf in Video deLuxe betätigen und im folgenden Dialog „Analog“ als Videoquelle auswählen.
Im nächsten Dialog lässt sich jetzt einiges konfigurieren. Beginnen wir bei Schritt 1 mit dem Videotreiber. Ist das installierte Gerät nicht bereits ausgewählt, sollte es sich in dieser Liste als Auswahl befinden.
Ist es bereits aktiv, sollte rechts daneben bereits das Videobild vom Camcorder laufen. Da der Ton vom Abspielgerät separat ausgegeben wird, muss auch unter Audiotreiber der Videograbber ausgewählt sein. Ist alles korrekt sollte jetzt sowohl das laufende Videobild zu sehen sein und der Ton über die Lautsprecher am Computer ausgegeben werden.
Im Schritt 2 lässt sich der Name der zu erstellenden Videodatei festlegen und auch ein Ordner, in dem diese abgespeichert werden soll. Sind mehrere Kassetten zu digitalisieren ist hier eine vielsagende Namensvergebung wichtig, um nicht später durcheinander zu kommen.
Die Aufnahmequalität
Oben haben wir es bereits erwähnt: Heute macht jedes Smartphone Videos in Full-HD, damalige Systeme waren von solchen Auflösungen weit entfernt.
Erst mit dem DV-Standard lieferten die Systeme eine Auflösung von 720x576 Bildpunkten, die auch im Computer so ankommt. Bei den analogen Formaten wie Video-8 oder VHS kann rein technisch nicht von Auflösung gesprochen werden, da diese nicht als Pixelinformationen gespeichert wurden. Ohne jetzt einen allzu sehr ausschweifen Rundumschlag in die verschiedenen TV-Systeme wie PAL oder NTSC zu machen – hier geht probieren einfach über studieren.
Probieren Sie verschiedene Auflösungen bei der Digitalisierung aus und verwenden Sie die mit dem besten Ergebnis.
Die Aufnahmedauer einstellen
Praktischerweise bietet Magix die Option, die Aufnahmedauer zu beschränken. Da diese bei einer 90-Minuten Kassette eben auch so lange dauert, lässt sich hier die Zeit auch einstellen.
Sie müssen also während der Aufnahme nicht daneben sitzen und können die Geräte einfach laufen lassen. Magix stoppt dann automatisch die Aufnahme nach der vorgegebenen Zeit.
Im rechten Bereich zeigt Magix den auf der Festplatte zur Verfügung stehenden Platz und die damit verbundene Aufnahmedauer an. Bei heutigen Festplattengrößen dürfte es hier aber keine Probleme mit dem Speicherplatz geben.
Videoschnitt, Farbe und Schärfe
Neben den eigentlichen Schnittfunktionen bietet Video deLuxe auch Möglichkeiten, am digitalisierten Filmmaterial Änderungen vorzunehmen. Alte Aufnahmen wirken meist blass und farblos, hier lässt sich über die Effekte noch einiges rausholen. Auch an der Schärfe kann oft noch erfolgreich gedreht werden.
Wo die jeweiligen Bearbeitungsfunktionen zu finden sind, hängt von der verwendeten Softwareversion ab. Grundsätzlich verstecken diese sich aber im Hauptmenü unter Effekte.
Magix hat in aktuellen Versionen die grafische Oberfläche verändert. Die hier abgebildeten Screenshots können also abweichen.
Das digitalisierte Video exportieren
Ist alles geschnitten und bearbeitet, geht es an den Export der Videos. Es liegt nahe, die Videos in einer möglichst hohen Auflösung auszuspielen. Zweckmäßig ist das allerdings nicht, denn ein kleines Video mit 352x288 Pixeln Auflösung in 720x576 Pixeln auszugeben, bläht die einzelnen Pixel nur auf und macht damit das Bild wieder verwaschener und unschärfer.
Ein ähnliches Problem gibt es auch später am Fernseher, denn auch hier muss ja die geringe Auflösung über den (heute) hochauflösenden Bildschirm verteilt werden. Hier kann eine gute Skalierungsfunktion am TV-Gerät gute Dienste leisten.
Wichtig ist auch das Seitenformat der Ausgabe. Liegen die Aufnahmen im 4:3-Format vor, muss der Export auch in diesem Format erfolgen. Eine gestreckte Version auf 16:9 kommt immer mit optischen Merkwürdigkeiten daher. Im 4:3-Format befinden sich später bei der Wiedergabe allerdings schwarze Balken rechts und links des Bildes.
Fazit
Die eigenen, alten Videos zu digitalisieren ist keine Hexerei. Erfordert aber Zeit und Muße. Der Aufwand lohnt aber, wenn die alten Videos der Kinder oder Familienfesten auf der Festplatte schlummern und jederzeit ohne großen Aufwand wieder angesehen werden können.